Integrationspreis 2010

Das Engagement im Bereich der Integration von Zuwanderern in Sachsen ist durch vielfältige Maßnahmen charakterisiert. Dieses vielseitige Engagement hat sowohl für die in Sachsen lebenden Menschen als auch für die gesellschaftliche Entwicklung des Freistaates eine große Bedeutung. Um diesen – oft auch ehrenamtlichen – Einsatz anzuerkennen und zu würdigen, hatten die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, und der Sächsische Ausländerbeauftragte, Prof. Dr. Martin Gillo, im Jahr 2010 erstmals einen gemeinsamen Integrationspreis für Sachsen ausgelobt.
Unter dem Motto »Gemeinsamkeit in Vielfalt« hatten sich zahlreiche Vereine, Verbände, Initiativen und Privatpersonen um den Preis beworben. Gefragt waren Ideen, mit denen es in der Praxis und im Alltag gelingt, die Teilhabe von Migrantinnen und Migranten und die interkulturelle Öffnung der Gesellschaft zu gestalten.
Eine achtköpfige Jury unter dem gemeinsamen Vorsitz der Sächsischen Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz sowie des Sächsischem Ausländerbeauftragten wählte unter 61 Bewerbungen die drei ersten Preisträger und den Gewinner des Sonderpreises für junge Projekte aus.
Zusätzlich stiftete der Sächsische Ausländerbeauftragte wegen der Vielzahl der sehr guten Bewerbungen einen Anerkennungspreis. Alle Projekte zeigen, dass sich in Sachsen viele Menschen engagiert um Integration bemühen. Die Preisträger haben beispielhafte Wege gefunden, wie man ein vielfältiges gemeinsames Leben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gestalten kann.
1. Preis
TU Bergakademie Freiberg, Internationales Universitätszentrum mit dem Projekt »ISIS – Internationale Studenten in Schulen« Studenten der TU Bergakademie Freiberg, die aus Ländern wie Norwegen, China oder Russland kommen, präsentieren in Schulen ihre Heimatländer und stellen andere Kulturen, Traditionen und Lebensweisen vor. Sie beteiligen sich durch Präsentationen, Diskussionen, gemeinsames Kochen oder das Einüben von Liedern und Tänzen aktiv am Unterrichtsgeschehen. So findet ein direkter Austausch zwischen ihnen und den Schülern statt. Auf diese Weise lernen die internationalen Studierenden das schulische Leben Sachsens kennen, haben Kontakt zu Menschen aus einem außeruniversitären Bereich und nehmen so am Leben außerhalb der Universität teil. Gleichzeitig wird in den Kindern und Jugendlichen das Interesse an anderen Ländern und Kulturen geweckt sowie Verständnis und Toleranz gegenüber Migrantinnen und Migranten gefördert. Ihnen wird so ein Blick über den Rand ihrer Schulbücher hinaus ermöglicht. Die Welt bekommt für sie Gesichter.
2. Preis
Internationale Gärten Dresden e.V. mit dem Projekt »Internationale Gärten Dresden« Menschen aus 18 verschiedenen Herkunftsländern betreiben gleichberechtigt einen Gemeinschaftsgarten in Dresden. In diesem bauen sie miteinander Obst, Gemüse und Blumen an, organisieren Sprachkurse, Feste, Gemeinschafts- und Länderabende sowie Bildungs- und Informationsveranstaltungen. Der Ort gibt ihnen die Möglichkeit, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden, Ängste und Vorurteile auszuräumen und das Gefühl zu haben, respektiert und gebraucht zu werden. Das gleichberechtigte Miteinander zeigt sich beispielsweise darin, dass im Vorstand des Vereins sowohl Deutsche als auch Migranten vertreten sind. Außerdem darf laut Satzung kein Herkunftsland – einschließlich Deutschland – die absolute Mehrheit stellen. Gleichzeitig spielt der ökologische Anbau von Gartenkulturen, die die Gartenmitglieder aus ihren Herkunftsländern mitgebracht haben, eine wichtige Rolle. Gemeinschaftlich werden Obst und Gemüse nach traditionellen Rezepten zubereitet und gegessen. Der interkulturelle Austausch wird so auf vielfältige Art und Weise praktiziert.
Die Preisträger des 2. Platzes, der Internationale Gärten Dresden e. V. - der sich selbst um den Preis beworben hatte - lehnte die Ehrung ab. Grund war die immer noch unerreichte dezentrale Unterbringung aller Asylbewerber und Geduldeter in Sachsen.
3. Preis
Der Verein Wir - Gemeinsam in Zwickau e.V. mit dem Projekt: »Gemeinsam kommunizieren über Kulturgrenzen hinweg – Aufbau eines generationenübergreifenden Migrationszentrums Zwickau« hat Angebote und Veranstaltungen entwickelt, um Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenzubringen. Dabei hat es auf die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geachtet. So feiern sie gemeinsam interkulturelle Feste, nehmen unterschiedliche Freizeit- und Bildungsangebote wahr und unternehmen zusammen Exkursionen und Reisen. Dabei wird werden das respektvolle Miteinander gefördert und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unterstützt. Durch eine engagierte Öffentlichkeitsarbeit werden Projekt-inhalte und -erfolge nach außen hin sichtbar gemacht.
Sonderpreis »Junge Projekte«
Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf e.V. mit dem Projekt »3-2-1 Mut! Empowerment-Trainings für Jugendliche mit Migrationshintergrund und begleitende Elternworkshops in Sachsen«
In Leipzig erhalten Jugendliche mit Migrationshintergrund in drei aufeinander aufbauenden Workshops die Möglichkeit, eigene Rassismuserfahrungen zu thematisieren und zu reflektieren. Indem ihre Identität und Persönlichkeit gestärkt, Bewältigungsstrategien gegen Diskriminierung und Rassismus eingeübt sowie Möglichkeiten zur Partizipation aufgezeigt werden, legen sie die von ihnen verinnerlichte Rolle des Opfers ab und gehen gestärkt aus den Trainings hervor. Die Jugendlichen erhalten Selbstbewusstsein und Motivation, die Gesellschaft positiv und aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig werden begleitende Elternworkshops durchgeführt, um die Eltern bei der Begleitung des Empowerment-Prozesses ihrer Kinder zu unterstützen und ihre Erziehungskompetenz zu stärken.
Anerkennungspreis des Sächsischen Ausländerbeauftragten
AG In- und Ausländer mit dem Projekt »Sozialpädagogische Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge«. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erhalten in Chemnitz Hilfe und Unterstützung, um sich im deutschen Alltag zurechtzufinden. So erhalten sie täglich Deutschunterricht und werden auf einen späteren Schulalltag vorbereitet, indem ihnen neben der deutschen Sprache auch unterschiedliche Lernstrategien vermittelt werden. Außerdem lernen sie, sich selbstständig in Chemnitz zu orientieren und zu bewegen und sammeln Erfahrungen in einer gleichaltrigen interkulturellen Gruppe, wodurch ihr Selbstbewusstsein gestärkt und ihre Kompetenzen in der Sprache und im Sozialverhalten erweitert werden. Unterschiedliche gemeinsame Veranstaltungen in der Freizeit unterstützen dies. Daneben erhalten die Jugendlichen Beratung in nahezu allen Bereichen ihres täglichen Lebens. Menschen, die sonst keine Beachtung in der Öffentlichkeit finden, werden hier unterstützt und gestärkt.